Schutzgelderpressung in Deutschland



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In jeder deutschen Großstadtmetropole gibt es einen "Kiez" und jeder wird von irgendwem beherrscht. Die "Kiezkönige" erheben Steuern wie die Großen. Eine Welt in der Welt...


Der Hamburger Kiez

ist einer der berühmtesten und berüchtigsten der Welt. Rotlichtmillieu, Partymeile und Musicalhochburg in einem.

Hier reiht sich ein Etablissement neben dem anderen auf. Alle wollen große Kasse machen. Doch geht das nicht ohne Repressalien, denn die Könige vom Kiez lassen nicht mit sich feilschen. Sie bestimmen Rythmus und Frequenz des Geschäfts für alle.

 

Egal ob Tabakladen, Handyverzocker, Dönerbude oder Blumengeschäft - alle müssen Ihren Teil an den Obermotz abgeben - wer auch immer das gerade ist. Das größte Stück von Kuchen bekommt immer der, der am lautesten Schreit oder um sich boxt. So war das schon immer - zumindest in den Brennpunkten der Gesellschaft - dort wo man sich um Gesetze einen Dreck schert - selbst dann wenn die Polizei in nächster Nähe ist, so wie die weltberühmte Davidwache auf der Hamburger Reeperbahn.

 

Hauptkommissar H. (der Name wird aus Sicherheitsgründen nicht ausgeschrieben) ist mit uns durch die urige Traditions-Polizeiwache gegangen, die noch immer so aussieht wie jeher - zumindest von außen. Doch auch im Innern des kleinen aber feinen Polizeikommissariats Nr. 15 hat der Zahn der Zeit nicht viel erreicht. Man pflegt die Einrichtung. So findet man hier und da noch alte Sitzbänke oder Tresen und Schränke. Das interessanteste Überbleibsel jedoch ist die Ausnüchterungszelle im Keller.


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Jeder bleibt auf seiner Seite


Dort findet man Wandmalereien und Ritzungen von so ziemlich jedem, der sich jemals in diesen vier Wänden aufgehalten hat.

"Ich habe hier viele bekannte Verbrecher höchstpersönlich eingelocht. Leider meistens nur für eine Nacht. Die Entscheidung ob jemand für immer weggesperrt wird, liegt ja nicht bei uns. Das darf nur ein Richter. Aber wir sind die erste Instanz, die den Stein ins Rollen bringt", sagt H. mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.

 

Die Führung geht weiter nach ganz oben. Aus dem Seminarraum heraus kann man fast den ganzen Kiez überblicken. Ich bemerke, dass sich gar keine Prostituierten auf der Strasse befinden. "Die dürfen auch erst um 20 Uhr raus und auch nur auf die gegenüberliegende trassenseite. Direkt an der Wache haben Sie nichts zu suchen. Das wurde irgendwann mit irgendwem auf dem Kiez ausgehandelt. Inzwischen ist das ein ungeschriebens Gesetz", erklärt H. trocken. Es gäbe viel ungeschriebene gesetze auf dem Kiez, die mit dem BGB (Bundes Gesetzbuch) nichts zu tun haben. Man müsse hier andere "Bandagen fahren", wie H. sagt.

 

Zum Beispiel dürfen die Prostituierten sich nur auf der linken Strassenseite der Reeperbahn aufhalten (von der U-Bahn Haltestelle St. Pauli aus gesehen). Und dann gibt es da noch eine Teilung die mit den herrschenden Gruppen zu tun hat.

 

Das rühre noch von dem Bandenkrieg der GMBH mit der Nutella-Bande in den Achtzigern her. Doch diese Zeiten sind vorbei. Man kommt sich im Idealfall nicht mehr in die Quere - "Jeder bleibt auf seiner Seite und gut is´".


da sind wir beinahe Machtlos...


Mit der Erpressung von Schutzgeldern ist es aber wie eh und je. Egal ob Russen, Chinesen, Italiener oder Albaner - das Konglomerat der Mafia agiert immer nach dem selben Schema - Auskundschaften, Einschüchtern, Abkassieren. Wer sich in Gegenden niederlässt, in denen die "Interessengemeinschaft der Geschäftsführer" das Sagen hat, muss man sich fügen oder verschwinden. "Am Besten ist es aber, man versucht gar nicht erst dort mitzumischen, denn dafür muss man hart gesotten sein - ohne Gewissen und skrupellos", führt H. aus. "Jedes Jahr haben wir mindestens einen Toten, der aus den Reihen irgendeiner mafiösen Gruppierung stammt und sich auf die falschen Leute eingelassen hat. Genauso viele sind es, die sich gegen Ihre Erpresser gestellt und das Spiel verloren haben. Leider kann man niemals voraussehen, wer wann wen unter Druck setzt. "Da sind wir beinahe machtlos. Man kann erst helfen, wenn es schon begonnen hat. Doch dann ist es meist auch schon zu spät."

 

Wer sich mit den Elementen dieser Welt nicht anlegen will, sollte also lieber einen weiten Bogen darum machen. Deshalb gilt meist, wer es versucht, ist schon längst drin - im Sumpf des Verbrechens. Meist rutschen Geschäftsleute durch Armut auf die schiefe Bahn. Sie versuchen, Schulden mit unlauteren Mitteln zu begleichen und verwickeln sich dadurch immer tiefer in die Stricke der Gesetzlosen. Daraus gibt es in der Regel kein Entrinnen.

Text: T.S.